Alfred Lipovec (1898–?) studierte ab 1919 am Bauhaus Weimar. Er absolvierte den Vorkurs und trat 1920 in die von Johannes Itten geleitete Metallwerkstatt ein. Ittens Lehre umfasste freie Formstudien, experimentelles Erfassen metallischer Werkstoffe und die Möglichkeit ihrer Bearbeitung. Lipovecs Dose ist Inbegriff dieser Lehre. Sie ist aus Kupferblech getrieben und gelötet, ein geometrisch und konzentrisch angelegter Dekor aus Kreisen, Punkten und strahlenförmigen Geraden verziert Gefäßunterseite und Deckel. Die Betonung liegt auf der elementaren Form des Flachzylinders. Gleichzeitig geben die gravierten und punzierten Muster dem Gefäß Struktur und Rhythmisierung. Dazwischen ordnen sich unregelmäßige Punktfolgen an, die verschlüsselten Botschaften ähneln. Als Anhänger der Mazdaznan-Lehre läßt Itten in seine Gestaltungsauffassung mystisches und esoterisches Gedankengut einfließen, das in vielen Arbeiten der Metallwerkstatt mitschwingt. Das Gefäß könnte entweder als sakrales Kultgerät oder auch schlicht als Puderdose gedient haben.
Erworben mit Spendenmitteln aus der Sammlung Schulz, Leipzig, 2001. Ursprünglich im Besitz von Marianne Brandt, Chemnitz.